Literarisches Talent am WHG

Interview mit Maria Sacalus 

Yvonne Okolo hat Maria Sacalus anlässlich ihrer Nominierung beim Gedichtwettbewerb der Brentano-Gesellschaft interviewt. Gesucht werden jedes Jahr Gedichte „aus der Mitte der Gesellschaft“, um die „lyrische Gesamtkultur einer Epoche“ zu überliefern. Eine Expertenjury wählt dann die Gedichte aus, die in der Frankfurter Bibliothek publiziert und auch in anderen Staatbibliotheken veröffentlicht werden. 

 WicHtiG schließt sich den Glückwünschen an Maria an. 

Y: Hallo Maria! 

M: Hallo Y, wie geht’s? 

Y: Gut und dir? Du hast ja erst vor Kurzem deine Gedichtsammlung analog zusammengestellt. 

M: Das stimmt. 

Y: Was hat dich eigentlich dazu veranlasst, mit dem Schreiben von Gedichten anzufangen? 

M: Also ich schreibe schon seit meiner frühen Schulzeit Gedichte… Damals habe ich sie, wie heute wieder, in der Schülerzeitung in meiner alten Schule in Rumänien veröffentlicht. Ich habe dann erst wieder angefangen aktiv zu schreiben, weil ich bezüglich meiner Gedichte von meiner Deutschlehrerin angesprochen wurde. 

Y: Cool! In welcher Sprache schreibst du meistens deine Gedichte? 

M: Tatsächlich in allen Sprachen, die ich im Moment beherrsche… Spanisch, Französisch, Rumänisch, Englisch und Deutsch. 

Y: Oh wow, sehr vielfältig! Wieso denn nicht bloß in einer? Was ist deine Motivation, dich in allen Sprachen auszudrücken? 

M: Für mich war es schon immer schwierig, mich nur auf eine Sprache zu konzentrieren. Wenn mir irgendein spanischer Satz oder Ausdruck durch den Kopf geht, dann schreib ich das Gedicht dazu einfach in derselben Sprache. Auf Deutsch ist es genauso…  

Y: Klingt ja schon sehr nach einer Poetin. Hast du dir denn auch mal Gedanken darüber gemacht, eine Karriere damit anzufangen? 

M: “Jein”… An sich würde ich mit dem Dichten gerne als Hobby weitermachen, aber als ich mich   bei dem Stuttgarter Literaturprogramm mit einigen Autoren ausgetauscht habe, erklärten sie mir, wie schwer es ist, in dem Bereich erfolgreich zu werden. Ich habe tatsächlich bereits einigen Verlagen geschrieben, wurde aber abgelehnt. Stattdessen versuche ich seit einiger Zeit, an mehreren Wettbewerben und Förderprogramme teilzunehmen, aber die Auswahl ist auch nicht so groß… 

Y: Und was ist mit dem Gedichtbändchen? Willst du es denn nicht veröffentlichen, vielleicht sogar einen kleinen Verdienst damit machen? 

M: Ich würde es nicht wirklich wegen der finanziellen Mitteln an die Öffentlichkeit bringen wollen. Ich glaube sogar, dass meine Gedichte sich negativ verändern würden, wenn ich sie in dieser Absicht schreiben würde. 

Y: Was ist deine Erwartung an den Leser? Ich habe bereits einen kleinen Blick hineingeworfen und fühle schon den “Vibe” deiner Gedichte. 

M: (lacht) Genau! Freut mich, dass sie etwas bewirken – ist auch meine Absicht-. Meine Gedichte reimen sich ja nicht alle -gewollt, denn sie sollten den Leser zum Nachdenken anregen, damit er selbst anfängt, Sachen in Frage zu stellen.  

Y: Das habe ich ebenfalls erkannt. Sehr philosophisch angelehnt… Wir sind fast fertig, aber ich habe noch eine letzte Frage: Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei dem Gedichtwettbewerb der Frankfurter Bibliothek für eine Stelle in der Lyriksammlung des Jahres 2022 nominiert wurdest? Wenn dem so ist: Herzlichen Glückwunsch! 

M: Danke, ich habe mich schon vor etwas längerer Zeit dafür beworben und habe auch nicht erwartet, dass ich überhaupt dafür angenommen werde. 

Y: Und jetzt raten wir mal: Du öffnest dein Postfach und sieh da – Herzlichen Glückwunsch! Sie haben eine Stelle in der Lyriksammlung gewonnen!  

M: Genau so in etwa war das dann…  

Y: Noch ein kleines Schlusswort: Was sagst du den anderen jungen, literarisch begeisterten Menschen? 

M: Ähm… Das würde ich allen Künstlern da draußen empfehlen: Heutzutage spielen die Literatur und die Kunst nicht mehr eine große Rolle für unsere Gesellschaft, weil diese doch meistens von den Naturwissenschaften übernommen worden ist. Trotzdem sollte man sie nicht in den Hintergrund stellen, weil man mithilfe von Kunst und Literatur unsere Gesellschaft widerspiegeln kann.  

Y: Was meinst du mit “widerspiegeln”? 

M: Naja… alles, was wir schreiben und alles was wir lesen, zeigt unsere Perspektive zu unserem Umfeld. Der Grund, warum wir in der Gegenwart immer noch “Faust“ lesen, ist, dass wir diesen Kontrast zwischen den Fragestellungen der Gegenwart und der damaligen Zeit erkennen können und über diese Entwicklung der Gesellschaft diskutieren können.  

Y: Ich stimme dir zu. Vielen Dank für das Interview! 

M: Gerne 🙂

Autorin: Yvonne Okolo