Erik: Die Kirche befindet sich ja aktuell so ein bisschen im Wandel… Eigentlich-
Herr Funk: Wirklich?
Herr Schindler: Was? [zu Herr Funk] da hat sich doch nichts geändert bei euch, oder? Und bei uns erst recht nicht. Seit Martin Luther war da nicht mehr so viel in der Kirche los.
Claudia: Die Frage zielt eher darauf ab, dass ja beiden Kirchen „die Mitglieder wegrennen- oder wegsterben“
Herr Schindler: Die Himmelsschar ist doch vergrößert worden, sehen wir es doch mal positiv.
Herr Funk: Sie sind nicht weg, sie sind nur in anderen Sphären.
Herr Schindler: Richtig…
Claudia: Naja, aber die irdische Kirche… wie sieht die so in ihren Augen aus? Besonders mit Blick auf die Zukunft.
Herr Funk: Keine Ahnung, ich war im letzten Jahr nur einmal da… [Herr Schindler lacht]
Herr Schindler: und ob die Leute, die du da gesehen hast überhaupt noch am Leben sind…
Herr Funk: Also wie sieht Kirche in Zukunft aus? Ich würde sagen- moment- geht’s jetzt um eine Utopie oder um eine Idealvorstellung?
Claudia: Wie Sie die Kirche in Zukunft sehen
Herr Funk: Ja viel geöffneter, weltoffener, auch was die Rolle der Frau innerhalb der Kirche anbelangt. Also ich finde, einige Grundstatuten gehören da schon geändert und ich finde, die Kirche täte sich selbst etwas Gutes, wenn sie eine ordentliche Imagekampagne pflegen würde. Ein gutes PR- Team, welches das Image der Kirche ein bisschen aufpoliert, um natürlich auch die Schäfchen in der Herde zu halten…
Herr Schindler: Ich sehe es ja eher wie Dietrich Bonhoeffer: Wo der Spott der Welt ist, da muss die Kirche sein. Da wo der Dreck ist, muss sich die Kirche bewegen und weg vom Applaus. Deswegen so Anbiederungskampagnen halt ich nicht für den richtigen Weg. Ich denke sogar, dass Kirche noch mehr Stellung beziehen muss im öffentlichen Raum, gerade bei solchen Krisen, wie wir sie in jüngerer Vergangenheit hatten, aber auch Menschen betreffen, da muss mal ne Position bezogen werden und die darf gerne auch mal gesellschafts- und politikkritisch sein. Denn die Kirche sollte nicht der verlängerte Arm der Machthaber sein, und das sage ich als Protestant, wo das Landesherrliche Kirchenregiment ja leider lange genau das gewesen ist.
Herr Funk: Das eine widerspricht ja dem anderen nicht…
Herr Schindler: Nein, das wäre dann ja auch eine Kirche, die sich auf ihre tatsächlichen christlichen Werte beruft- und Jesus ist ganz sicher nicht mit der neuen S-Klasse vorgefahren…
Herr Funk: Nein, er hätte eine Peitsche genommen… [Beide lachen]
Erik: Sehen Sie beide eine Möglichkeit, dass evangelische und katholische Kirche etwas annähern würden oder könnten?
Herr Schindler: Sieht man doch an uns beiden…
Herr Funk: Tip Top
Claudia: [Verweis auf die ebenfalls unterschiedlichen Konfessionen der beiden Interviewer]
Herr Funk: Echt? [Zu Erik]: Bist du Protestant?
Herr Schindler: Natürlich, er gehört zu meinen…
Herr Funk: Sieht man ein bisschen… [Pause] ja, also man- durchaus
Herr Schindler: Das intelligente…
Herr Funk: Also ja, als gutes Beispiel gehen wir hier voran, Hand in Hand manchmal sogar tatsächlich… Und versuchen da gelebte Ökumene euch vor Augen zu führen…
Herr Schindler: Ich helfe auch gerne mal im katholischen Unterricht aus-
Herr Funk: und ich bin da auch sehr dankbar
Herr Schindler: um Wissenslücken zu füllen. Und ich würde es natürlich gerne auch mal in Anspruch nehmen, falls es irgendeinen kompetenten Lehrer geben sollte, bei den Katholiken.
Herr Funk: Vielleicht bei der fünften Klasse, aber alles andere…
Claudia: Und nunja.. Welche Bestrebungen sehen Sie denn als sinnvoll, um eben diesem Mitgliederschwund der beiden Kirchen entgegenzuwirken bzw. was sehen Sie als weniger sinnvoll an und von welchen Themen sollte sich die Kirche konsequent distanzieren, oder auch mehr behandeln?
Herr Schindler: Also die erste wichtige Maßnahme wäre, dass man mal die Hälfte dieser ganzen Bischöfe rausschmeißt, weil unnötig. Diese ganzen Verwaltungsheinis und oberen Kirchenzehntausend, dieser Kropf, dessen bin ich es echt leid und überdrüssig. Also es muss mehr zu einer Basisbewegung werden, aber da seid ihr [gemeint sind die Katholiken] eigentlich mit euren basisdemokratischen Bewegungen, die ja ziemlichen Appell machen, gar nicht so auf der schlechten Spur.
Herr Funk: Wobei man auch sagen muss, dass die auch ins Leere laufen.
Herr Schindler: Natürlich, weil es immer noch den Papst gibt.
Herr Funk: Nicht nur, aber von der ganzen Struktur her. Es ist immer so ein Pseudoding habe ich das Gefühl. Da wird den Leuten das Gefühl gegeben, dass sie was erreichen können, so basisdemokratisch und wenn es dann wirklich hart auf hart kommt, passiert dann wieder gar nichts.
Herr Schindler: Die Kirche muss doch von den Menschen für die Menschen sein und nicht irgendeine Anbetungsinstanz von irgendwelchen hochbezahlten, alten, schlechten Laiendarstellern. Damit würde sie vielleicht wieder greifbarer, aber dann bin ich wieder bei den Punkt, den ich vorhin schon angesprochen habe, dass sie [die Kirche] halt dahin gehen muss, wo es wirklich weh tut. Das ist der christliche Auftrag. Die Kranken, die Armen, die Schwachen, die die sonst keine Stimme haben- da muss sich die Kirche hinbewegen und nicht in irgendwelchen Talkshows sitzen.
Herr Funk: Um da mal eine kleine Brücke zu schlagen: Erinnere dich, als die ganzen Kirchen hier vor Ort die Regenbogenflaggen aufgehängt haben und sich somit über Rom hinweggesetzt haben. Also über die Anordnung aus Rom. Die haben gesagt: Ne, wir wollen ein Zeichen setzen und da kann man sehen, dass sich da basisdemokratisch vor Ort auch etwas entwickeln kann.
Herr Schindler: Ja, Amen
Herr Funk: Es steht und fällt mit dem Personal.
[erneute Unterbrechung durch externe Zwischenfrage]
Claudia: Kommen wir mal zur Kirche in der Politik: Inwieweit sehen Sie die Kirche als politisch an?
Herr Funk: [zu Claudia] guck nicht mich an, guck ihn an [gemeint ist Herr Schindler], er ist der Politikfuzi.
Herr Schindler: Du wirst doch wohl eine Meinung haben…
Herr Funk: Stell die Frage nochmal
Claudia: Inwieweit sollte Kirche politisch sein?
Herr Funk: Sehr sogar, wie ja gerade mein Kollege Schindler schon erwähnt hat. Sie sollte sich einmischen, sie sollte sich zu weltpolitischen Fragen, zu ethischen grundsätzlichen Fragen äußern und den Finger in die Wunde legen und somit die Leute vielleicht mal so ein kleines bisschen an ihr Gewissen erinnern. Vielleicht an ihren christlichen Hintergrund und auch mal fragen stellen wie ist es vertretbar im christlichen Glauben oder nicht. Da geht es um vielerlei weltpolitische Dinge, ob es jetzt Waffenhandel oder genetische Forschung anbelangt, ganz egal. Eigentlich sollte sie eine viel größere Stimme in der Welt sein und sich auch das Recht rausnehmen, mal laut zu werden.
Herr Schindler: Was, glaube ich auch viele verwechseln ist, dass politische Stimme auch gleich gleichbedeutend sein muss, wie politischer Macht. Das zweite ist ja natürlich abzulehnen, so wie wir es ja in der langen Zeit des christlichen Mittelalters hatten. Aber die politische Stimme, die ja auch viele im Diskurs von der Kirche nicht wünschen, die halte ich genauso für absolut wichtig. Denn wozu soll sie sonst da sein? Sie sollte ja als Mahnerin und als Gewissen da sein. Das kann sie aber natürlich nur aus einer Position der Stärker heraus sein, wenn diese anderen Problemfelder der Kirche sich nicht mehr stellen. Nur so kann man natürlich authentisch und tatsächlich auch als Autorität wahrgenommen werden.
Herr Funk: Ja, dadurch könnte sie auch unabhängig wahrgenommen werden..
Herr Schindler: Aber wenn ich mich natürlich in den Sumpf hineinbegebe, also nicht um ihn auszutrocknen, sondern selbst daran teilzuhaben, dann kann ich natürlich nicht mehr als eine Stimme des Gewissens auftreten und das ist, glaube ich auch der Wertverlust, den die Kirchen erlitten haben. Selbstverschuldet. Aber gebraucht werden die Kirchen wahrscheinlich mehr denn je- eigentlich, wenn wir es von der Botschaft her sehen.
Erik: Die Kirche befindet sich ja aktuell so ein bisschen im Wandel… Eigentlich-
Herr Funk: Wirklich?
Herr Schindler: Was? [zu Herr Funk] da hat sich doch nichts geändert bei euch, oder? Und bei uns erst recht nicht. Seit Martin Luther war da nicht mehr so viel in der Kirche los.
Claudia: Die Frage zielt eher darauf ab, dass ja beiden Kirchen „die Mitglieder wegrennen- oder wegsterben“
Herr Schindler: Die Himmelsschar ist doch vergrößert worden, sehen wir es doch mal positiv.
Herr Funk: Sie sind nicht weg, sie sind nur in anderen Sphären.
Herr Schindler: Richtig…
Claudia: Naja, aber die irdische Kirche… wie sieht die so in ihren Augen aus? Besonders mit Blick auf die Zukunft.
Herr Funk: Keine Ahnung, ich war im letzten Jahr nur einmal da… [Herr Schindler lacht]
Herr Schindler: und ob die Leute, die du da gesehen hast überhaupt noch am Leben sind…
Herr Funk: Also wie sieht Kirche in Zukunft aus? Ich würde sagen- moment- geht’s jetzt um eine Utopie oder um eine Idealvorstellung?
Claudia: Wie Sie die Kirche in Zukunft sehen
Herr Funk: Ja viel geöffneter, weltoffener, auch was die Rolle der Frau innerhalb der Kirche anbelangt. Also ich finde, einige Grundstatuten gehören da schon geändert und ich finde, die Kirche täte sich selbst etwas Gutes, wenn sie eine ordentliche Imagekampagne pflegen würde. Ein gutes PR- Team, welches das Image der Kirche ein bisschen aufpoliert, um natürlich auch die Schäfchen in der Herde zu halten…
Herr Schindler: Ich sehe es ja eher wie Dietrich Bonhoeffer: Wo der Spott der Welt ist, da muss die Kirche sein. Da wo der Dreck ist, muss sich die Kirche bewegen und weg vom Applaus. Deswegen so Anbiederungskampagnen halt ich nicht für den richtigen Weg. Ich denke sogar, dass Kirche noch mehr Stellung beziehen muss im öffentlichen Raum, gerade bei solchen Krisen, wie wir sie in jüngerer Vergangenheit hatten, aber auch Menschen betreffen, da muss mal ne Position bezogen werden und die darf gerne auch mal gesellschafts- und politikkritisch sein. Denn die Kirche sollte nicht der verlängerte Arm der Machthaber sein, und das sage ich als Protestant, wo das Landesherrliche Kirchenregiment ja leider lange genau das gewesen ist.
Herr Funk: Das eine widerspricht ja dem anderen nicht…
Herr Schindler: Nein, das wäre dann ja auch eine Kirche, die sich auf ihre tatsächlichen christlichen Werte beruft- und Jesus ist ganz sicher nicht mit der neuen S-Klasse vorgefahren…
Herr Funk: Nein, er hätte eine Peitsche genommen… [Beide lachen]
Erik: Sehen Sie beide eine Möglichkeit, dass evangelische und katholische Kirche etwas annähern würden oder könnten?
Herr Schindler: Sieht man doch an uns beiden…
Herr Funk: Tip Top
Claudia: [Verweis auf die ebenfalls unterschiedlichen Konfessionen der beiden Interviewer]
Herr Funk: Echt? [Zu Erik]: Bist du Protestant?
Herr Schindler: Natürlich, er gehört zu meinen…
Herr Funk: Sieht man ein bisschen… [Pause] ja, also man- durchaus
Herr Schindler: Das intelligente…
Herr Funk: Also ja, als gutes Beispiel gehen wir hier voran, Hand in Hand manchmal sogar tatsächlich… Und versuchen da gelebte Ökumene euch vor Augen zu führen…
Herr Schindler: Ich helfe auch gerne mal im katholischen Unterricht aus-
Herr Funk: und ich bin da auch sehr dankbar
Herr Schindler: um Wissenslücken zu füllen. Und ich würde es natürlich gerne auch mal in Anspruch nehmen, falls es irgendeinen kompetenten Lehrer geben sollte, bei den Katholiken.
Herr Funk: Vielleicht bei der fünften Klasse, aber alles andere…
Claudia: Und nunja.. Welche Bestrebungen sehen Sie denn als sinnvoll, um eben diesem Mitgliederschwund der beiden Kirchen entgegenzuwirken bzw. was sehen Sie als weniger sinnvoll an und von welchen Themen sollte sich die Kirche konsequent distanzieren, oder auch mehr behandeln?
Herr Schindler: Also die erste wichtige Maßnahme wäre, dass man mal die Hälfte dieser ganzen Bischöfe rausschmeißt, weil unnötig. Diese ganzen Verwaltungsheinis und oberen Kirchenzehntausend, dieser Kropf, dessen bin ich es echt leid und überdrüssig. Also es muss mehr zu einer Basisbewegung werden, aber da seid ihr [gemeint sind die Katholiken] eigentlich mit euren basisdemokratischen Bewegungen, die ja ziemlichen Appell machen, gar nicht so auf der schlechten Spur.
Herr Funk: Wobei man auch sagen muss, dass die auch ins Leere laufen.
Herr Schindler: Natürlich, weil es immer noch den Papst gibt.
Herr Funk: Nicht nur, aber von der ganzen Struktur her. Es ist immer so ein Pseudoding habe ich das Gefühl. Da wird den Leuten das Gefühl gegeben, dass sie was erreichen können, so basisdemokratisch und wenn es dann wirklich hart auf hart kommt, passiert dann wieder gar nichts.
Herr Schindler: Die Kirche muss doch von den Menschen für die Menschen sein und nicht irgendeine Anbetungsinstanz von irgendwelchen hochbezahlten, alten, schlechten Laiendarstellern. Damit würde sie vielleicht wieder greifbarer, aber dann bin ich wieder bei den Punkt, den ich vorhin schon angesprochen habe, dass sie [die Kirche] halt dahin gehen muss, wo es wirklich weh tut. Das ist der christliche Auftrag. Die Kranken, die Armen, die Schwachen, die die sonst keine Stimme haben- da muss sich die Kirche hinbewegen und nicht in irgendwelchen Talkshows sitzen.
Herr Funk: Um da mal eine kleine Brücke zu schlagen: Erinnere dich, als die ganzen Kirchen hier vor Ort die Regenbogenflaggen aufgehängt haben und sich somit über Rom hinweggesetzt haben. Also über die Anordnung aus Rom. Die haben gesagt: Ne, wir wollen ein Zeichen setzen und da kann man sehen, dass sich da basisdemokratisch vor Ort auch etwas entwickeln kann.
Herr Schindler: Ja, Amen
Herr Funk: Es steht und fällt mit dem Personal.
[erneute Unterbrechung durch externe Zwischenfrage]
Claudia: Kommen wir mal zur Kirche in der Politik: Inwieweit sehen Sie die Kirche als politisch an?
Herr Funk: [zu Claudia] guck nicht mich an, guck ihn an [gemeint ist Herr Schindler], er ist der Politikfuzi.
Herr Schindler: Du wirst doch wohl eine Meinung haben…
Herr Funk: Stell die Frage nochmal
Claudia: Inwieweit sollte Kirche politisch sein?
Herr Funk: Sehr sogar, wie ja gerade mein Kollege Schindler schon erwähnt hat. Sie sollte sich einmischen, sie sollte sich zu weltpolitischen Fragen, zu ethischen grundsätzlichen Fragen äußern und den Finger in die Wunde legen und somit die Leute vielleicht mal so ein kleines bisschen an ihr Gewissen erinnern. Vielleicht an ihren christlichen Hintergrund und auch mal fragen stellen wie ist es vertretbar im christlichen Glauben oder nicht. Da geht es um vielerlei weltpolitische Dinge, ob es jetzt Waffenhandel oder genetische Forschung anbelangt, ganz egal. Eigentlich sollte sie eine viel größere Stimme in der Welt sein und sich auch das Recht rausnehmen, mal laut zu werden.
Herr Schindler: Was, glaube ich auch viele verwechseln ist, dass politische Stimme auch gleich gleichbedeutend sein muss, wie politischer Macht. Das zweite ist ja natürlich abzulehnen, so wie wir es ja in der langen Zeit des christlichen Mittelalters hatten. Aber die politische Stimme, die ja auch viele im Diskurs von der Kirche nicht wünschen, die halte ich genauso für absolut wichtig. Denn wozu soll sie sonst da sein? Sie sollte ja als Mahnerin und als Gewissen da sein. Das kann sie aber natürlich nur aus einer Position der Stärker heraus sein, wenn diese anderen Problemfelder der Kirche sich nicht mehr stellen. Nur so kann man natürlich authentisch und tatsächlich auch als Autorität wahrgenommen werden.
Herr Funk: Ja, dadurch könnte sie auch unabhängig wahrgenommen werden..
Herr Schindler: Aber wenn ich mich natürlich in den Sumpf hineinbegebe, also nicht um ihn auszutrocknen, sondern selbst daran teilzuhaben, dann kann ich natürlich nicht mehr als eine Stimme des Gewissens auftreten und das ist, glaube ich auch der Wertverlust, den die Kirchen erlitten haben. Selbstverschuldet. Aber gebraucht werden die Kirchen wahrscheinlich mehr denn je- eigentlich, wenn wir es von der Botschaft her sehen.