Rund um unsere Schule

Französisch oder Latein – welches Fach wähle ich?

Nach nur einem Jahr auf dem Gymnasium musst du dich entscheiden, welche Fremdsprache du zusätzlich zu Englisch wählen willst. Hat man nicht gerade ältere Geschwister oder Freunde, die einen beraten können, gestaltet sich der Entscheidungsprozess oft als sehr mühsam und letztendlich wird dir von beiden Optionen nur abgeraten. Im Normalfall reicht es nicht aus, zu wissen, was du ansprechender findest, sondern du musst dir sicher sein, dass das entsprechende Fach auch wirklich zu deinem Lernverhalten und deinen Fähigkeiten passt. Da du noch sehr jung bist und dieses Jahr wahrscheinlich sogar erst anfängst, selbstständig zu lernen, ist es verständlich, wenn du erstmals an dieser Entscheidung verzweifelst.  

Worin liegen meine Interessen? 

Auch wenn das reine Interesse an einem Fach nicht der Alleingrund für deine Wahl sein sollte, kann dir auf die Sprünge helfen, zu reflektieren, welche Fächer du überhaupt magst oder welche dich sogar begeistern. Wenn dich Geschichte interessiert und du sie gerne besser verstehen möchtest, gefällt dir zumindest schonmal ein Teil des Fach Lateins. Um Originaltexte angemessen zu übersetzen, ist nämlich ein Basiswissen zum antiken römischen Reich erforderlich. Im Fach Latein lernst du nicht nur ein Teil des alten Roms kennen, sondern du erhältst auch Einblicke in Religion und Literatur. Häufig setzt man sich mit geschichtlich wichtigen Texten, sowie auch manchmal mit philosophischen Fragen auseinander.  Natürlich kann man Latein auch sprechen, wenn es aber vor allem die Kommunikation und das kreative Texteschreiben ist, das dich anspricht, dann solltest du eher in Richtung Französisch tendieren. Im Fach Englisch hast du dieses Jahr wahrscheinlich das erste Mal einen Einblick in eine Fremdsprache erhalten, dadurch weißt du jetzt schon, ob dir das Vokabeln lernen oder das Kommunizieren leichtfällt. Solltest du allerdings schon in Englisch damit Probleme haben, dem Unterricht zu folgen, dich dem Lernstandlevel angemessen auszudrücken, und/oder regelmäßig Vokabeln zu wiederholen, würde ich dir von dem Fach Französisch abraten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Französisch sehr viel schwerer zu erlernen ist, da es eine viel komplexere Sprache als Englisch ist. Das Präsentieren und Vorsprechen dürfte dich nicht stören, solltest du dich für Französisch entscheiden, da man Sprachen eben am besten dialogisch bzw. durch das eigene Sprechen lernt. Den, häufig sehr verhassten, Vokabeln kannst du beim Fach Latein aber leider auch nicht entfliehen. Hier sind es zwar weniger Wörter, die du auf einmal lernen musst, dazu kommen aber auch noch diverse Deklinationen oder Anwendungen in den verschiedenen Fällen. Für viele handelt es sich hier also um die Entscheidung zwischen Pest oder Cholera.  

So kannst du dich vielleicht schonmal ein bisschen orientieren, in welche Richtung du tendierst, aber wenn dich beides noch nicht ganz überzeugt hat, dann musst du wohl etwas weiter in deine Zukunft denken. 

Fächerwahl in Hinsicht auf die Zukunft  

Mit “Zukunft” ist in diesem Fall gemeint, dass ab der siebten Klasse erneut die Wahl zwischen drei Fächern, nämlich “IMP, NWT und Spanisch”, ansteht. Wenn du später gerne Spanisch lernen willst, werden dir Viele dazu raten, jetzt Latein zu wählen. Mit insgesamt drei Fremdsprachen kommt man oft durcheinander, dabei vor allem mit den beiden romanischen Sprachen Französisch und Spanisch. Beides sind sehr schöne Sprachen und es ist wahrscheinlich schon gut möglich, sie parallel zu lernen, aber für die meisten wahrscheinlich sehr schwer. Dadurch, dass man bis zur 8. Klasse bereits zwei Jahre an Sprecherfahrung mit Französisch gemacht hat und sich mit bestimmten Strukturen, Zeitformen und Angleichungen bekannt gemacht hat, kann es einem auch viel leichter fallen, Spanisch zu lernen. Wenn man am Ende seiner Schullaufbahn in diesen beiden Sprachen über ein sicheres Kommunikationslevel verfügt, kann man sich in über 50 Ländern verständigen. Darunter ganz Südamerika, Kanada, viele Länder in Afrika (mit französisch) und natürlich innerhalb von Europa.  

Französischkenntnisse sind gerade hier, in unserer Region sehr gefragt in der Berufswelt. Kannst du auf deiner Bewerbung neben Deutsch und Englisch noch Französisch angeben, bist du definitiv im Vorteil. 

Das kleine Latinum wird in vielen Studiengängen vorausgesetzt. Darunter vor allem Geschichte, Archäologie und Medizin. Obwohl sich das in Crashkursen nachholen lässt, ist es natürlich einfacher, während der Schulzeit Latein zu lernen als während des Studiums. Auch wenn nicht überall explizit nach dem Latinum gefragt wird, wird man in den meisten Studiengängen davon profitieren können. Da wissenschaftliche Texte bis zu Beginn der Neuzeit auf lateinisch verfasst wurden, ist die Wissenschaft bis heute von lateinischen Begriffen durchzogen. Das Auswendiglernen von Fachbegriffen im Studium wird dir auf jeden Fall leichter fallen, wenn du sie schon aus dem Lateinunterricht kennst. Genauso, wie man das Latinum nachholen kann, lässt sich auch das Lernen von Französisch nachholen. Lebt man längere Zeit in Frankreich oder man verbringt jedes Jahr den Sommerurlaub in einem französisch-sprachigen Land, lässt sich die Sprache auch ohne Schule erlernen. Das natürlich nicht auf einem gehobenen Level oder dass es reicht, um ganze Texte zu verfassen wie in der Schule, aber immerhin so, dass man sich gut verständigen kann. Wenn dein Problem also ist, dass dich Latein UND Französisch total anspricht und du irgendwie beides gerne lernen möchtest, dann halte dir immer vor Augen, dass du, wenn dir wirklich viel daran liegt, beides bzw. das Andere nach der Schule /dem Abitur immer noch lernen kannst. 

Tipps aus Schülersicht

Mit der Intention, den Schulalltag möglichst unbeschwert zu gestalten, fällt häufig die Frage “Welches Fach ist denn leichter?”. Obwohl sich diese Frage so pauschal nicht beantworten lässt, gibt es ein paar Faktoren, die den Grad der Anstrengung in den jeweiligen Fächern beeinflussen.

Um die Frage besser beantworten zu können, habe ich mir die Meinung von ein paar Mitschülern angehört.Eine Lateinschülerin meint, sie sein sehr froh, Latein gewählt zu haben, da das Fach gut machbar sei, wenn man sich auf das viele Auswendiglernen einlässt. Da es sich um eine analytische Sprache hält, ist logisches Verständnis gefragt. Ein anderer Schüler meinte, dass Latein zwar sehr Grammatik lastig sei, aber wahrscheinlich viel einfacher als Französisch. Ein weiterer positiver Aspekt, der für Latein spricht, ist dass es in anderen Fächern wie Deutsch, Physik, Chemie und Geschichte nützlich sein kann, da bestimmte Fachbegriffe schon aus dem Lateinunterricht bekannt sind. Was vor allem am Fach Französisch belobt wurde, war die Vielseitigkeit und den direkten Nutzen, den man aus dem Unterricht zieht. Niemand wird dich auf der Straße auf lateinisch ansprechen, aber in Frankreich sowie in vielen anderen Ländern wirst du deine Französischkenntnisse für alltägliche Kommunikation brauchen. Auch der Austausch in der 9. Klasse ist für die meisten Teilnehmenden eine tolle Erfahrung. “Die Aussprache ist wirklich kompliziert und es braucht viel Zeit, bis man sie einigermaßen beherrscht”, gab eine Schülerin des Fach Französisch zu bedenken. Trotzdem waren alle Befragten überwiegend zufrieden mit ihrer Wahl. Beide Fächer haben Für und Wider und keins der Beiden ist ohne viel Aufwand zu lernen, schließlich ist es ein weiteres Hauptfach. 

Und jetzt?

Was für dich jetzt wichtig ist, ist zu reflektieren und gut zu überlegen, was für dich die bessere Wahl ist. Was passt besser zu deinen Interessen? Was bringt dir mehr? Falls du wirklich gar keine Ahnung hast, kannst du immer noch deine Eltern oder eine nahstehende Person fragen, was aus ihrer Sicht besser zu dir passt. Halte dir jedoch auf jeden Fall im Hinterkopf, dass es einzig und allein deine Entscheidung ist, mit dessen Konsequenzen du leben musst. Lass sie dir also nicht von jemandem abnehmen und setze deine Meinung klar durch, sollte sie jemand beeinflussen wollen.

Du solltest ein Fach auch nicht wählen, nur weil all deine Freunde sich auch für dieses entschieden haben. Ich selbst habe meine jetzigen besten Freunde durch den gemeinsamen Französischunterricht kennengelernt.Vielleicht wirkt die Entscheidung fast unmöglich für dich, aber merk dir: wenn du alle wichtigen Kriterien beachtest und auch ein bisschen auf dein Gefühl hörst, wirst du schon die richtige Entscheidung treffen.

Veröffentlichung des Bildes gestattet mit freundlicher Genehmigung von LegaKids.

geschrieben von Luisa Regnier, 9a